Der Glaubensbaukasten

Der Glaubensbaukasten

Wie wird Religion im Deutschland des Jahres 2050 aussehen? Bereits jetzt ist ein Bedeutungsrückgang der Kirche zu beobachten und gleichzeitig ein Anstieg von ganz individueller Religiosität, eine Art Glaubensbaukasten. Kollektive und unverrückbare Wahrheiten werden mehr und mehr überholt von persönlichen Glaubensentscheidungen. Der evangelische Theologe Friedrich Wilhelm Graf aus München beschreibt die heutige Zeit als eine Epoche der „Bastler“.

Glaubensbaukasten – Jeder glaubt schließlich an irgendetwas

Nicht nur fromme Katholiken bewundern Papst Franziskus oder sind von einer besonders schönen Christmette gerührt. Der Mensch ist ein homo religiosus und sucht nach Transzendenz. Denn ohne diese Suche nach einem Sinn, ohne Sehnsucht nach etwas Wunderbarem, ließen sich die Lasten und Herausforderungen unseres Lebens nur schwerlich ertragen. In der Zukunft wird die Religiosität individueller und damit pluraler sein, einem spirituellen Flickenteppich gleich. Mit seinem Glaubensbaukasten setzt man sich dann seine ganz persönliche Religion zusammen. Der Papst und der Dalai Lama, Jesus und Buddha, das Tibetische Totenbuch und die Bibel, plötzlich passen sie alle zusammen und werden wild kombiniert. Mit dieser Vielzahl an religiösen Angeboten hat die Kirche große Mühe mitzuhalten und schafft es immer weniger, mit ihrer frohen Botschaft Menschen zu sich einzuladen.

Der Engelglaube verbreitet sich immer weiter

Wo bei dieser Art der Religiosität der Zukunft noch das Religiöse zu finden ist, ist schwer zu sagen. Im Alltag werden munter Synkretismus und pseudo-religiöse Praktiken miteinander kombiniert. Die klassische Religion mit einer gemeinsamen Bekenntnis scheint zu verblassen. Engel werden im Jahr 2050 ihr großes Comeback feiern. Denn sie sorgen für Wärme und Vertrautheit und je schlimmer die soziale Kälte wird, desto mehr haben wir das Bedürfnis nach den himmlischen Boten. Besonders in Esoterik-Kreisen kann man schon heute beobachten, dass sich der Engelglaube immer weiter verbreitet. Dieser spirituelle Glaube kann uns in schweren Zeiten Kraft geben und über dunkle Stunden hinwegtrösten. Die Zukunft sehnt sich also nach Intimität und Nähe, und wenn man diese für sich nicht bei der Kirche findet, dann sucht man sie anderswo und bastelt sich seine ganz eigene Religiosität zusammen.

 

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