Die Kelten als Kulturvolk

Die Sagengestalt Balor stammt aus der keltischen Mythologie Irlands des frühen Mittelalters und ist auch bekannt als “Balor vom bösen Auge”. Teilweise wird sein Name auch “Balar” oder “Bolar” geschrieben. Wie Indech und Elatha ist Balor ein Kind des Gottes Domnu und außerdem ein König des dämonischen Volkes der Fomori, einer Rasse von Riesen. Der Legende nach lebte er auf Tory Island. Sein leiblicher Vater war Buarainech und er nahm Cethlenn zu seiner Frau.

Ein Auge vorne, das andere hinten

Wie der Zyklop aus der griechischen Sage des Odysseus hatte Balor nur ein Auge in der Mitte des Kopfes. Zusätzlich jedoch besaß er auch noch eines genau auf der Rückseite des Kopfes, weshalb es unmöglich war sich von hinten an ihn an zu pirschen.

Nur ein Auge hatte er, weil er als Jugendlicher die Druiden seines Vaters Buarainech beim Brauen eines giftigen Trankes beobachtet hatte. Dieses eine Auge war so böse, dass ein jeder bei seinem Anblick auf der Stelle unfähig wurde Widerstand zu leisten. Zum Glück jedoch war Balors Auge in der Regel verschlossen, da sein Augenlied so schwer war, dass er es nur öffnen konnte, wenn vier Fomoren es mit Hilfe von Haken anhoben.

Die Prophezeiung wird wahr

Wie es so oft ist mit den Prophezeiungen in der Mythologie wurde eine solche auch bei Balor auf unvorhergesehene und unabwendbare Weise wahr (siehe Ödipus bei den Griechen). Balor bekam prophezeit, dass er später von seinem Enkel, dem Sohn seiner Tochter Ethlinn, getötet und auf dem Thron nachgefolgt werden würde. Um diesem Schicksal zu entgehen und die Macht auf lange Sicht an sich zu reißen, sperrte er seine Tochter Ethlinn in einen Turm aus Kristall ein, so dass niemand Zugriff auf sie haben möge und sie niemals schwanger würde.

Doch wie das Schicksal es will, machte Balor sich den jungen Tuatha de Danann-Zaubersänger und Druiden Cian zum Feind, indem er dessen magische Kuh stahl. Cian drang aus Rache unter Mithilfe der Druidin Birog in den Kristallturm ein und schwängerte Balors Tochter Ethlinn, die bald darauf Drillinge zur Welt brachte. Zwar konnte Balor zwei davon töten, indem er sie ins Meer warf, doch Birog rettete einen davon, den späteren Sonnengott Lugh.

Dieser schließlich besiegte Jahre später als junger Mann in der zweiten Schlacht von Mag Tuired seinen Großvater Balor und tötete ihn. Lugh schaffte es Balor mit einer Steinschleuder oder einem Speer das Auge in der Mitte seines Kopfes heraus zu schießen, woraufhin es mit seinem bösen Blick die eigenen Reihen vernichtete und das Schicksal und die Thronfolge besiegelte.

Böser Blick schafft einen See

Durch den bösen Blick wurde der Legende nach sogar ein Loch in die Erde gebohrt, das sich später mit Wasser füllte und heute den in der Grafschaft Sligo gelegene “Loch na Súl” oder “See des Auges” bildet.

Fruchtbarkeitsritus als Herkunft des Mythos?

Der Folklorist Alexander Hagerty Krappe (1894–1947) vermutet, dass die Geschichte, die ähnlich auch in anderen Kulturen erzählt wird, von einem alten Fruchtbarkeitsritus zu Zeiten der ersten Landwirtschaft abstammt, der erzählt wie das Weib (die Erde) vom alten Mann (dem alten Jahr) weggeschlossen, von einem anderen Mann befruchtet und schließlich von dessen Sohn (dem neuen Jahr) getötet oder abgelöst wird.

Der Mythos von Balor ähnelt verblüffend denen von Gilgamesh, Osiris, Balder, Danaë, einer Sage aus Schweden und selbst einer Sage aus Uganda, die dort von einem alten Häuptling erzählt wird. Außerdem ist Balor laut Krappe verwandt mit den Geschichten um Janus, Kronos, dem serbischen Monster “Vy” sowie dem walisischen Ysbaddaden Pennkawr und anderen Versionen von einem zweiköpfigen Gott mit einem bösen Auge.

 

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