Seelenglaube bei indigenen Kulturen

Seelenglaube bei indigenen Kulturen

Von den Pionieren des Fachgebiets wie Chyrus Adler und Franz Boas bis hin zu globalen Analysen in den Forschernetzwerken der Neuzeit gibt es ein Thema, welches hervor sticht: Similarität im Glauben und der Schöpfungsmythos eingeborener Kulturen weltweit. Bei der Erforschung vieler indigener, sprich eingeborener, Kulturen rund um den Globus durch Anthropologen und Theologen kristallisierte sich von Anfang an ein Muster heraus: Jede indigene Kultur definiert in ihrem Glauben eine Art Seele.

Eine hervorstechende Gemeinsamkeit ist die differenzierte Betrachtung verschiedener Aspekte des menschlichen Charakters und körperlichen Befindens, welche jeder für sich einer separaten “Seele” oder nicht greifbaren Macht zugeordnet wird. Hieraus ergeben sich eigene Pantheons an Seelen oder Geistern, die sich nur auf das Individuum beschränken. Ebenfalls auffällig ist der Umstand, dass viele indigene Völker gar nicht erst zwischen der seelischen, beziehungsweise der geistigen und der materiellen Welt unterscheiden.

Die fünf Spielarten der Seele

Sicherlich können sich nicht Hunderte von Glaubensgrundsätzen und Lebensphilosophien aller indigenen Kulturen über einen Kamm scheren lassen. Betrachtet man jedoch das Gesamtbild, ergeben sich große Schnittmengen bezüglich des Seelenglaubens, anhand derer sich fünf Kategorien benennen lassen.

Die Vital-Seele steht für sämtliche Körperfunktionen, sowohl die bewusst steuerbaren, als auch die automatischen. Die Ich-Seele steht für das eigene Bewusstsein im Wachzustand. Die Frei-Seele steht für das Bewusstsein im Schlaf oder Traum, währenddessen die Seele auf Reisen geht. Die Toten- oder Reinkarnations-Seele (oft identisch mit der Frei-Seele) steht für das Geist-Bewusstsein, welches das diesseitige Leben überdauert und in ein Jenseits überführt oder wiedergeboren wird. Zuletzt verbindet die Außen-Seele den Menschen mit den Energien und Existenzen seiner Umwelt und mit anderen Menschen.

Diese Einteilung beschreibt nur ein sehr grobes Schema und lässt sich kaum auf einen Einzelfall anwenden. Leider ist der Menschheit ein schmerzhaft großer Teil dieser Vielfalt abhanden gekommen. Langfristige und großflächige Ereignisse, die teilweise bis heute andauern haben viele kulturelle Identitäten vollständig ausgelöscht. Ein Beispiel hierfür ist die Zwangsmissionierung vieler indigener Völker durch die Christen während der Kolonialisierung im 15. und 16. Jahrhundert.  Da besonders wilde Stämme und Eingeborenenvölker ihre Mythen und Legenden nur mündlich überliefern, sind diese für uns unwiederbringlich verloren.

 

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