Der Mythos von Isis und Osiris (1/3)

Isis

Neben der griechischen Mythologie nimmt auch heute noch die ägyptische Mythenwelt einen großen Platz im kulturellen Welterbe ein. Viele Menschen lesen trotz der geographischen Ferne auch hierzulande die Sagen über die alten Pharaonen und Götter. Mit Recht, denn sie sind nicht selten spannend und drehen sich häufig um wichtige Werte wie Liebe, Treue und Mut. Eine ganz besondere Sage ist die von Isis und Osiris, die wohl eine der ereignisreichsten Liebesgeschichten aller Zeiten darstellt und auch nicht ohne einen Funken Magie auskommt. Wer sich also für die Welt der alten Ägypter interessiert, der sollte nun weiter lesen, denn es folgt eine echte Perle der Mythologie.

Isis und Osiris – Familienbeziehungen und Eifersucht

Osiris, Seth, und die Zwillingsschwestern Isis und Nephthys waren die Nachkommen des Pharaos von Ägypten und konnten unterschiedlicher nicht sein. Vor allem die Brüder Osiris und Seth waren wie Feuer und Eis – während Osiris der Gute war und stets nach den alten Werten strebte, war sein Bruder Seth ein launischer Mensch, der schnell zu einem aufbrausenden Gemüt neigte. Als die Brüder alt genug waren, die Thronfolge anzutreten, erkannte der Vater das Potential Osiris‘ und übergab ihm die Herrschaft sowohl über Ober- als auch Unterägypten.

Seth hingegen sollte von nun an lediglich über das dürre Wüstenland regieren, was seinen Missmut gegenüber dem vom Vater bevorzugten Bruder noch nur mehr schürte. Der Keim der Eifersucht war in seinem Herzen gesät und sollte ihm später zum Verhängnis werden. Wie es im alten Ägypten üblich war, heiratete Osiris seine Schwester Isis. Das Pharaonenpaar war im ganzen Reich geliebt und als besonders milde und gerecht bekannt. Sie befriedeten und zivilisierten auch die entlegensten Provinzen und lehrten ihren Bauern die Bewässerung der Felder, wodurch diese die Erträge mehr als verdoppeln konnten. Auch ihre Ehe stand unter einem guten Stern und sie liebten sich aufrichtig und innig.

Nephthys – Erste Wolken am Liebeshimmel von Isis und Osiris

Es begab sich eines Tages, dass die mit dem rachsüchtigen Bruder Seth verheiratete Nephthys sich als ihre Zwillingsschwester Isis ausgab und eine Nacht mit dem schönen und sanften Osiris verbrachte. Dieser bemerkte die Täuschung nicht, doch Nephthys stellte schnell fest, dass sie ein Kind von ihm empfangen hatte. Aus Angst, dass ihr Gatte dahinter käme und sie töten könnte, setzte sie das uneheliche Kind gleich nach der Geburt am Ufer des Nils aus. Indes hatte Isis aber von der Affäre erfahren und sich mit Hunden auf die Suche nach dem Neugeborenen gemacht. Sie fand den kleinen Jungen am Ufer des Nils, nahm ihn an sich und gab ihm den Namen Anubis. Unglücklicher Weise blieb die ganze Misere auch Seth nicht länger verborgen und so schmiedete er einen bitteren Racheplan, während Isis‘ Abwesenheit.

Er beauftragte die findigsten Handwerker des Landes mit der Herstellung eines prunkvollen Sarkophags, welcher die genauen Maße seines Bruders Osiris hatte. Als dieser ein Festmahl für alle Könige der Nachbarländer gab, ließ Seth das Kunstwerk herbei bringen und versprach ihm dem König, der in den Sarg hineinpasste, als Geschenk zu überlassen. Ein König nach dem anderen nahm Platz, jedoch war er immer zu groß oder zu klein.

Als Osiris schließlich an der Reihe war und wie ein fehlendes Puzzleteil in ihm verschwand, war er seinem Bruder Seth in die Falle gegangen. Sofort eilten dessen Diener herbei, verschlossen den Deckel mit Nägeln und gossen heißes Blei über den Sarkophag, sodass der Pharao darin sofort tot war. Die Leiche samt Sarg schmissen sie in die Fluten des Nils und so rückte Seth in der Thronfolge an Osiris stelle. Als Isis von dem Mord an ihrem Ehemann erfuhr, brach in ihr heftige Verzweiflung los und sie eilte zum Flussufer, um den toten Körper zu bergen und ihm eine rechtmäßige Bestattung zukommen zu lassen.

Denn nach Glauben der alten Ägypter sollte seine Seele vorher keine Ruhe finden, was das nur grausamste Los eines Menschen sein konnte. Der Sarkophag war allerdings nicht auffindbar und war in der Zwischenzeit weit flussabwärts getrieben, bis er sich in einem Strauch verfangen hatte. Dieser verwandelte sich durch den Kontakt mit Osiris‘ Leiche jedoch sofort in einen wunderschönen Baum, der schnell Aufmerksamkeit erregen sollte.

 

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