Das Element Luft
Die Beschäftigung mit der vier-Elemente-Lehre kann eine faszinierende Entdeckungsreise zu den Wurzeln unseres Universums bedeuten. Denn wie jedes der Urstoffe vereint auch die Luft als Teil des Ganzen interessante Gegensätze in sich. Und gleichzeitig zeigt auch das Verhältnis der Luft in der Wechselwirkung mit den anderen Elementen die Natur des Kosmos, der alle Dinge und Wesen in absoluter Einheit in sich trägt.
Ohne Wasser kommt ein Mensch mehrere Tage lang aus, doch ohne den in der Luft enthaltene Sauerstoff kann er höchstens einige Minuten lang überleben. Auch wenn wir das Element Luft mit bloßem Auge nicht erkennen können: Es ist für unsere Existenz essentiell. Genauso wie unser Organismus die Wärme der Sonne (Feuer) und das Wasser benötigt. Und auch die Dualität der Luft gilt es zu verstehen, wenn man sich die Kraft dieses Elements zu Nutze machen möchte: Zum einen symbolisiert es Freiheit, Flexibilität und fließende Sanftheit. Daher wird Luft auch gerne in Verbindung mit Wasser gesehen, denn es besitzt ein ähnliches Wesen.
Auch die lebensspendende Funktion – sowohl Luft als auch Wasser transportieren Sauerstoff – haben sie gemein. Gleichermaßen wird dem Feuer das Element Erde gegenüberstellt. Doch die Dualität der Luft wird deutlich, wenn wir uns ihre Manifestation in Wirbelstürmen und Orkanen ansehen. Die Luft, die auf dem Grund ihres Wesens sanft ist, enthält also auch die dynamische und sogar zerstörerische Kraft des Feuers.
Der Atem
Einen weiteren Gegensatz stellt eine unserer wichtigsten Lebensfunktionen dar: das Atmen. Die Dualität von Ein- und Ausatmen und der damit verbundene Fluss der Lebensenergie haben die Menschen seit jeher fasziniert. In den jahrtausendealten Philosophien Indiens beispielsweise lehrt die yogische Disziplin des Pranayama die Kunst des Atmens und damit auch der Kontrolle unserer Lebensenergie. Auch in Russland entstanden im 20. Jahrhundert Atemtechniken, die die immense Wichtigkeit dieser Körperfunktion unterstreichen.
Der Mediziner Konstantin Pavlovich Buteyko argumentierte sogar, dass die wohl häufigste Ursache von Krankheiten eine unregelmäßige bzw. schnelle Brustatmung sei. Er empfahl für etwa zwei Sekunden in den Bauch zu atmen, die Luft dort kurz zu halten und anschließend die Lungen innerhalb von weiteren zwei Sekunden wieder zu entleeren. Im Verhältnis zu den Elementen Wasser und Feuer tritt die Luft gleichsam als Vermittler auf, denn sie kann sowohl Wasserdampf als auch Wärme transportieren. Und auch die meisten Arten von Feuer sind auf die lebensspendende Eigenschaft der Luft angewiesen.