Spiegeltheorie: Sich selbst im anderen erkennen
Was passiert dem, der sich mit einem Menschen verbindet, aber nach einiger Zeit entdeckt, dass es Charakterzüge gibt, die demjenigen missfallen? Mit Hilfe der Spiegeltheorie von Jacques Lacan lässt sich dieser Prozess nachvollziehen: Der Autor gibt an, dass sich derjenige seine eigene Identität so erschafft, dass er sich im anderen erkennt. Daher bestehen Beziehungen auf persönlicher Ebene oft aus Spiegelbildern oder Projektionen in mehr oder weniger weiten Teilen der Persönlichkeit.
Worum geht es bei der Spiegeltheorie?
Nach der Spiegeltheorie sieht man die eigenen Charakterzüge in einem sich nahestehenden Menschen, im Idealfall in einem Partner, mit dem man sich über Jahre intensiv verbunden hat. Deutlicher: Was sich in einem anderen erkennen lässt und einem selbst nicht gefällt, gefällt demjenigen möglicherweise auch an sich selbst nicht. Die Spiegeltheorie lädt zur Hinterfragung der eigenen persönlichen Ansprüche hinsichtlich des Charakters ein, bis hin zur Selbsterkenntnis.
Umgekehrter oder direkter Spiegel
Nach der Spiegeltheorie gibt es eine umgekehrte und eine direkte Projektion bzw. Spiegelung. Ein Beispiel zeigt den Unterschied: Angenommen, einem Menschen gefällt der Egoismus seines Partners nicht. Dann könnte der Partner auf direkte Weise damit den eigenen Egoismus widerspiegeln. Auf die umgekehrte Weise wiederum zeigt der Egoismus des Partners, wie wenig Bedeutung und Gewicht der andere seinen eigenen Interessen zuschreibt. Es verhält sich wie mit einer Kennzahl, die anzeigt, dass Ungleichgewichte auftreten.
Emotionale Wunden und deren Spiegelbild
Emotionale Wunden sind psychische schmerzliche Momente, Gefühle und Handlungen, die ein Mensch noch nicht überwunden hat. Sind diese Wunden vergessen, formen Sie einen Teil des Unterbewusstseins und nehmen dadurch Einfluss auf die eigenen Gedanken und Verhaltensweisen. Fehlende Liebe ist ein Symptom bzw. ein Gefühl, dass sich im Inneren eines Menschen dann langsam verbreitet. Im Partner finden sich so oft Leerstellen, die einem selbst eigentlich Innewohnen – was wieder zur Vereinigung führt. Doch so wie derartige Wunden vereinen können, können sie auch eine Trennung verursachen. Das passiert dann, wenn der Spiegelung keine Analyse folgt, sodass die Wunden nicht heilen können. Ängste, Eifersucht und andere Effekte scheinen jetzt wie Spiegel des Lebens auf und zeigen, dass etwas nicht stimmt – dann ist Handlungsbedarf angesagt.