Das tibetische Verständnis der Welt
Die Grundlagen der tibetischen Astronomie beruhten auf einer ganz eigenen Kosmographie. Der Aufbau der Welt und des Weltalls fußt auf den Darlegungen im Kālacakratantra. Wenn Du Dich näher mit der Tradition der tibetischen Astronomie (tib.: skar rtsis) beschäftigst, fällt Dir sicher die etwas abweichende Weltbeschreibung auf.
Wo liegen die Unterschiede zum westlichen Weltverständnis?
Die Unterschiede zu unserer westlichen Sicht von Welt und Weltall liegen in folgenden Punkten:
- Erdaufbau
- Sonnenbahn
- Fixsterne und Planeten
- Geographie der Erde
- Der Lebensraum von Göttern, Menschen, Tieren, Geistern und Höllenbewohnern
Der Aufbau der Erde
Die Buddhisten sind der Ansicht, dass unsere Welt nur eine unter vielen ist. Für die Tibeter besteht die Erde aus vier Kugelschalen. Diese vier Schalen bestehen aus den Elementen Luft, Feuer, Wasser und Erdreich. Wobei die Luft die äußerste Schale bildet.
Die Sonnenbahn
In der tibetischen Welt existierten für die Sonne drei ekliptikale Positionen: Sonne in Widder (lug), Sonne in Stier (glang) und Sonne in Zwillinge (’khrig pa). Dabei lässt sich leicht beobachten, dass die täglichen Höchststände der Sonne im Zeitraum Sommer bis Winter abnehmen und im Zeitraum Winter bis Sommer zunehmen.
Fixsterne und Planeten
Tibetische Astronomen glauben, dass sich die Fixsterne über die ganze Himmelshalbkugel verteilen. Dabei werden sie im Uhrzeigersinn angetrieben und durch eine Art Treibwind einmal pro Tag um den Weltberg dreht. Sonne, Mond und die Planeten besitzen zusätzlich eine Eigenbewegung (tib.: rang ‘gros).
Die Geographie der Erdoberfläche
In der tibetischen Weltsicht bildet die Oberfläche der Erde eine von vier Kugeln, aus denen sich die Erde zusammensetzt. Um den Weltberg gruppieren sich die sieben Kontinente (tib.: gling bdun), bestehend aus sieben Ländern, sieben Ozeanen und sieben Ringgebirgen.
Die Welt als Lebensraum von Göttern, Menschen, Tieren, Geistern und Höllenbewohnern
Über dem Weltberg liegt ihrer Aufassung nach eine Region, die von Göttern bewohnt wird. Generell werden die Lebewesen in drei Klassen nach Daseinsformen (tib.: srid pa) unterteilt.
- Götter, die durch Gestaltlosigkeit (tib.: gzugs med) charakterisiert sind.
- Götter, die im Bereich des Gestalthaften (tib.: gzugs khams) leben.
- Lebewesen, die Begierden (tib.: ’dod pa) haben.