Bön – Die “Wahre Lehre” Tibets
Etwa um das Jahr 800 nach Christus unserer Zeitrechnung erreichten erste Scholare der Lehren Bodhi Darmas, entsandt von König Trisong Detsen, das Dach der Welt Tibet. Bevor jedoch die Lehren des Buddhismus in Tibet Einzug hielten, war “Bön” (oder “Bon”) die traditionelle Religion der Tibetaner.
Das Wort “Bön” lässt sich frei mit “Wahrheit” oder “wahrer Lehre” übersetzen. Begründer der wahren Lehre war Meister Shenrab Miwoche. Der Sage nach lebte dieser Meister im “Tagzig Olmo Lung Ring”, einer spirituellen Ebene, in welcher das Gesetz der Dualität keine Wirkung hat. Er diktierte die wahre Lehre Bön im archaischen Tibet und schaffte damit die schamanistischen Opferkulte ab.
Die drei Schulen des Bön
Bön kennt drei Schulen. Die erste und älteste Schule, welche noch starke Einfärbungen schamanistischer Ansätze hatte, ist heute bekannt als “primitiver Bön”. Die erweiterte Lehre Meister Miwoches wird als Yungdrung Bön, also “Verheißung ewigen Glücks” bezeichnet. Die dritte und letzte Schule ist der “reformierte Bön”. Diese entstand im 14. Jahrhundert und war eine Verbindung aus traditionellem Bön und der Nyingma. Man geht davon aus, dass sich die Schulen nur minimal voneinander Unterscheiden, es sich gesamtheitlich jedoch um eine große Religion handelt (vom Prinzip her vergleichbar mit verschiedenen Orden innerhalb der katholischen Kirche).
Verfolgung und Anerkennung
Wie sooft in der Geschichte, ging auch die Verbreitung des Buddhismus in Tibet mit der Verfolgung des traditionellen Bön einher. Auf der anderen Seite empfanden die Anhänger des Bön lange Zeit auch den Buddhismus als “Katastrophe” und prophezeiten ihren Landsleuten, welche Buddhismus praktizierten, schlechtes Karma. Geeint wurden beide Religionen erst Mitte des 20. Jahrhunderts, nachdem die Rotchinesen in Tibet einmarschierten und versuchten, beide Religionen gleichsam auszurotten. Im Jahr 1977 nach dem Ende der chinesischen Kulturrevolution erkannte der Dalai Lama Bön jedoch offiziell als fünfte spirituelle Schule Tibets an.