Glückskekse
Freunde asiatischer Küche kennen sie: die Glückskekse. Jedes chinesische Restaurant, das etwas auf sich hält, bietet sie den Gästen als kleine Aufmerksamkeit nach dem Mahl an. Das aus einem knusprigen Waffelteig gefertigte Kleingebäck enthält jeweils einen Papierstreifen mit einem Sinnspruch, einer Aussage zum persönlichen Horoskop oder einer Prophezeiung. Tatsächlich jedoch sind diese „sinnigen“ Süßigkeiten keineswegs chinesischen Ursprungs.
Erfunden wurden sie von Japanern. Hier gibt es in literarischen Quellen aus dem 19. Jahrhundert Hinweise auf das Vorhandensein eines Gebäcks, das als „Glückskeks“ bezeichnet wurde. Dabei dürfte es jedoch nicht viel mit dem zu tun gehabt haben, das wir heute kennen. Diese Form ist eine Erfindung des 20. Jahrhunderts und hat ihren Ursprung bei japanischen Einwanderern in Amerika, namentlich in San Francisco. Dort wurde der süße Glückskeks mit einer persönlichen Botschaft als Teil einer cleveren Marketingstrategie entwickelt. Sein rascher Erfolg führte zur Übernahme seitens geschäftstüchtiger Chinesen. Durch ihre Restaurants wurden die Plätzchen dann immer weiter verbreitet.
Allgemeine Aussagen
Zunächst enthielten sie tatsächlich auch Weisheiten aus der chinesischen Philosophie. Inzwischen jedoch wurde die Produktion der Kekse längst automatisiert und ihre „gedanklichen Inhalte“ werden von den Herstellern heute in verschiedenen Kategorien angeboten. Doch auch wenn dadurch etwas von der Aura der Mystik und Romantik verlorengegangen ist, bleibt das kleine, wohlschmeckende Orakel durchaus beliebt. Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie viele „persönliche“ Prophezeiungen funktionieren. Die Aussagen, die mit den Süßwaren transportiert werden, sind sehr allgemein gehalten. So kann jede und jeder einen Bezug zu sich selbst und seiner eigenen Lebenssituation herstellen.
Der Glückskeks ist sehr viel moderner als die meisten annehmen. Wirklich alt hingegen ist die Idee, Dinge in Lebensmitteln zu verstecken. Auf diese Weise wurden geheime Botschaften ebenso transportiert wie die berühmten Feilen, mit denen Gefängnisinsassen ihre Zellengitter durchsägen sollten. Auch das ist, vor allem dank des Kinos, zu einem Mythos geworden und damit auf eine gewisse Weise zu einem entfernten Verwandten der Glückskekse.