Volksglaube im Alltag

Volksglaube im Alltag

Viele tradierte Vorstellungen des Volksglaubens sind noch heute Teil unserer täglichen Kultur. Der Volksglaube ist kein Aberglaube. Er geht nicht auf magische Vorstellungen zurück, sondern auf wissenschaftliche Erkenntnisse und Ansichten früherer Zeit. Damit zeigt er nicht nur, wie sehr sich unser Wissen über unsere Umwelt gewandelt hat. Er verdeutlicht, dass Wissen allgemein ständig im Umbruch ist.

Unserer heutigen Erkenntnisse werden vermutlich auf unserer Nachwelt irgendwann ähnlich seltsam wirken wie die Angewohnheit „Gesundheit“ zu sagen, wenn jemand niest. Dieser Brauch stammt aus einer Zeit, in der man den Atem des Menschen in direktem Zusammenhang mit seiner Seele sah. Das plötzliche, ruckartige Entweichen der Atemluft beim Niesen wurde damit als Bedrohung für das Leben der betreffenden Person empfunden. Daher wünschte man ihr Gesundheit.

Das Unglück

Einen ähnlichen Hintergrund hat die Ansicht, dass es Unglück bringt, einen Spiegel zu zerschlagen. Das Abbild der eigenen Person wurde als ihrem Leib zugehörig betrachtet. Es zu zerstören, war damit auch ein Angriff auf die Person selbst. Das Gleiche gilt für den Schatten eines Menschen. Auch er wurde als ein mit dem Körper verbundener Teil des Menschen betrachtet. So versuchte man, nicht absichtlich auf den Schatten eines anderen zu treten.

Besondere Bedeutung für die Medizin in früheren Jahrhunderten hatten die „Körpersäfte“. Dazu gehört natürlich vor allem das Blut, doch auch Galle, Urin und Speichel zählen dazu. Daher rührt die Gewohnheit, auf Dinge zu spucken, um ihnen Wert zu geben. Auch der Ausspruch „Toi, toi, toi!“, welcher das gute Gelingen einer Sache gewährleisten soll, gehört hierher. Er ahmt das Spuckgeräusch nach.

Das Glück

Wer einem anderen Glück wünschte, der spuckte ihm dreimal über die linke Schulter. Dies ist einer der Fälle, in denen sich Volksglaube und Aberglaube treffen. Der Begriff des „Linken Pfades“ wurde als Bezeichnung für das Böse schlechthin benutzt. Dies beruht auf einer empirischen Beobachtung. Da die meisten Menschen Rechtshänder sind, besitzen sie weniger Geschicklichkeit im Umgang mit ihrer linken Hand. Alles, was sie „mit Links“ anfassen, hat daher eine höhere Wahrscheinlichkeit zu scheitern. Infolgedessen wurde das Wort „linkisch“ für „unbeholfen“ und „ungeschickt“ geprägt. Demgemäß war es naheliegend, eine Erfolg versprechende Geste gegen die linke Seite zu richten. Ihr negatives Potenzial sollte damit ausgeglichen werden.

Die Vorstellung vom verschütteten Salz als Unglücksbringer hat hingegen wirtschaftliche Hintergründe. Salz war ein sehr teures Gewürz. Es zu verschwenden bedeutete damit ökonomischen Schaden. Der Glaube, dass traurige Träume einen fröhlichen Tag garantieren, ist psychologisch zu deuten. Wer mit traurigen Gedanken in den Tag startet, für den kann es nur noch bergauf gehen.

Für die meisten Menschen gibt es nichts angsteinflößenderes als den Tod. Aus diesem Grund gibt es einige Volksbräuche, die sich mit ihm auseinander setzten. Tote mussten zum Beispiel in Räumen mit Fenstern aufgebahrt werden, damit die Seele das Haus verlassen konnte. In bestimmten Landstrichen wurden aus diesem Grund spezielle kleine Öffnungen als „Seelenfenster“ in Bauernhäuser eingebaut.

 

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