Bauprojekt stoppt durch Islands Elfen
Island – das Land der Trolle und Elfen, so kann man es in Werbeprospekten lesen. Mehr als die Hälfte der Isländer soll laut einer Studie der Universität von Island an das Feenreich glauben, das sich mitten in der wild-romantischen Natur der zerklüfteten Vulkaninsel befindet. Fast 90% halten eine Existenz für möglich; zumindest streiten nur etwa zehn Prozent die Existenz der Feen vehement ab.
Die isländische Sängerin Björk wurde vor nicht allzu langer Zeit im US-Fernsehen gefragt, ob ihre Landsleute an Elfen glaubten. Ihre Antwort war kurz und lakonisch: „Ja, tun wir!“. Es gibt sogar eine Elfenschule in Reykjavik.
Was hat das mit den Elfen auf sich?
Menschen und Elfen sind im isländischen Mythos Geschwister. Eva, die Mutter der Menschheit, erwartete einst Gott zu Besuch. Sie wusch ihre Kinder, damit sie sich von ihrer besten Seite präsentieren konnten. Unglücklicher Weise vergaß sie in der Eile die Hälfte ihrer Kinder schön zu machen. Dieses versuchte sie zu verstecken, flog aber auf. Das kleine Volk, das sich vor den Blicken der Menschen verbirgt, heißt “huldufólk”. Man sagt, es gebe dreizehn verschiedenen Elfenarten, drei Feenarten, zwei Sorten von Trollen, drei Sorten von Unsichtbaren und vier Gnomgattungen.
Natürlich sehen diese unterschiedlich aus: Die Elfen haben lange, dürre Beine, große Ohren und wuscheliges Haar. Wenn man sie sehen könnte, sehen die Unsichtbaren aus wie die isländische Landbevölkerung vor ein paar hundert Jahren. Zwerge haben spitze Hüte auf dem Kopf und tragen Schuhe, einen langen Mantel. Natürlich haben sie Bärte.
Bauen in Island?
Kaum verwunderlich also, dass das Leben der Isländer stark von ihren Legenden beeinflusst ist. So gestaltet sich beispielsweise auch das Bauen oft schwierig. Die Elfenbeauftragte Erla Stefánsdóttir prüft die Orte, an denen gebaut werden soll, ob dort Elfen und Zwerge leben. Sie gibt Ratschläge, ob dort gebaut werden dürfe oder lieber nicht.
Denn Elfen, die ihres Wohnorts beraubt werden, können recht grantig und unangenehm werden. Da passieren dann unerklärliche Dinge, wie Maschinen, die plötzlich nicht mehr funktionieren, Geräte, die einfach weg sind und seltsame Unfälle. Ein gutes Beispiel ist ein großer, mit Gras bewachsener Stein beim Touristenbüro. Er soll das Heim eines Zwerges sein. Alle Versuche diesen Stein weg zu baggern scheiterten. Heute macht die Straße einen Schlenker um diesen Stein.
Keine Autobahn im Südwesten Islands?
Es sollte eine Autobahn gebaut werden, die die Halbinsel Álftanes mit Gardabaer, einem Vorort von Reykjavik, verbinden sollte. Diese sollte durch das Gálgahraun-Lava-Feld führen und damit nicht nur Nistplätze von Vögeln, sondern auch einen wichtigen Lebensraum der Elfen zerstören. Am diesem Ort wird sogar eine Elfenkirche angenommen. Mehrfach konnte die Gruppe „Freunde der Lava“ viele Menschen aktivieren sich den Baggern in den Weg zu stellen. Inzwischen hat der Oberste Gerichtshof Islands das Projekt einstweilig gestoppt, bis es über den Einspruch urteilt.
Dabei ist es natürlich nicht das erste Mal, dass bei Bauvorhaben Rücksicht auf das „Huldufolk“ genommen wird. Es gibt eine (fast schon) standardisierte Antwort des isländischen Straßenbauamts auf Pressanfragen im Zusammenhang mit Elfen. Dort kann man lesen: „Die Angelegenheit wurde einstweilig beigelegt, indem das Bauvorhaben verschoben wurde, bis die dort sesshaften Elfen weitergezogen sind“.