Visionär oder Scharlatan: Der Fall Mesmer
Im Jahr 1784 taten Gelehrte den „animalischen Magnetismus“ von Franz Anton Mesmer als Irrlehre ab. Die Auseinandersetzung steht als Sinnbild für das Verhältnis von Wissenschaft und Esoterik.
Mesmer und die Heilung durch Magnetismus
Der deutsche Arzt Franz Anton Mesmer behauptete im Paris des 18. Jahrhunderts, durch Magnetismus verschiedene Krankheiten heilen zu können. Zwei Gelehrtengremien von König Ludwig XVI. erklärten seine Thesen für nichtig. Mögliche Erfolgsgeschichten wären Zufall und Einbildung der Betroffenen. Der Magnetismus besäße keinerlei physikalisch und wissenschaftlich nachweisbare Grundlage.
Streit zwischen Wissenschaft und Esoterik
Diese Kontroverse zwischen den Befürwortern und den Gegnern des sogenannten Mesmerismus zeigt die Schwierigkeit, tragfähige wissenschaftliche Erklärungen und Pseudolehren zu differenzieren. Heute wird das auch als Demarkationsproblem bezeichnet. Die Kernfrage dabei lautet: Wo hört seriöse Wissenschaft auf? Wo beginnt Scharlatanerie? Ähnlich aktuell ist diese Streitfrage auch bei der heutigen Diskussion um die Wirksamkeit der Homöopathie. Im damaligen Paris galt Mesmer den einen als Hochstapler und Scharlatan, anderen als Visionär und Vorläufer Sigmund Freuds und als früher Vertreter der Psychotherapie. Er beschrieb erstmals seelische Ausnahmezustände mit medizinischen Fachbegriffen und förderte so die ganzheitliche Betrachtung auch des Unbewussten.
Hartes Urteil
Mesmer hatte in Wien Medizin studiert und interessierte sich bereits frühzeitig für den Einfluss der Sterne auf den Menschen. Zu Mesmers Patienten gehörten auch zahlreiche Mitglieder der vornehmen Gesellschaft Wiens. Obwohl Mesmers Thesen als wissenschaftlich nicht haltbar galten, erfreuten sich seine Behandlungen und Séancen großer Beliebtheit bei seinen Zeitgenossen. Nachdem die Expertengremien ein vernichtendes Urteil über Mesmers Thesen gefällt hatten, verbreiteten sie sich dennoch unter den zeitgenössischen Arzt-Kollegen. Das vernichtende Urteil sorgte jedoch auch dafür, dass sich der Mesmerismus weiter entwickeln konnte und somit die Macht der Einbildungskraft in den Mittelpunkt rückte. Mesmer ging von der Möglichkeit aus, Menschen in schlafähnlichem Zustand heilen zu können. Während andere von Suggestion ausgingen, legte Mesmer den Fokus auf die Kraft eines Fluidums des Universums aus, das auch die Energie im Körper beeinflusst.