Seelenglaube in Indien
Indien ist ein gewaltiges Sammelbecken für sämtliche nur denkbaren fernöstlichen und nahöstlichen Glaubensrichtungen. Teilweise vermischten sich diese sogar im Laufe der Geschichte und brachten etwas gänzlich Neues hervor. Der Seelenglaube in Indien spiegelt diese Vielfalt im kulturellen Gesamtbild und im Lebensalltag der Menschen wider.
Gemeinsamkeiten der Seelenkulte
Die älteste indische Glaubensform, die Veda, gilt heute als Ursprung der meisten Strömungen von Hinduismus und ebenso als Ursprung des lokalen Seelenglaubens. Spätere Glaubensrichtungen wie der Buddhismus, Mahaviras Jin-Glaube oder die Sikh-Religion vertreten insgesamt zwar recht gegenteilige Auffassungen im Glauben, doch eines haben all diese Religionen gemeinsam: Seelen sind gleichwertig. Menschliche Seelen stehen nicht über den Seelen von Tieren, Pflanzen oder sogar Einzellern.
Dies hängt mit einer weiteren Gemeinsamkeit der Glaubensrichtungen zusammen. Die Reinkarnation der Vital-Seele “Jiva”. Auch in Indien glaubt man gemeinhin an verschiedene Seelenformen. Die Jiva ist die Seele des Bewusstseins und des Körpers gleichermaßen. Diese Seele wird nach dem Tode wiedergeboren. Dies mag als Pflanze, als Echse, Bazille oder auch als Mensch sein. Die stete Wiedergeburt einer Seele wird als “Samsara”, als Seelenwanderung bezeichnet und verbindet die Seele karmisch mit ihren Inkarnationen, bis sie eines Tages im “Brahman” ihr endgültiges Ende findet.
Unterschiede in den Philosophien
Einer der deutlichen und großen philosophischen Unterschiede im Seelenglauben stellen die Ansätze von Monismus und Dualismus dar. Monisten nehmen die Existenz als einheitliche Realität war. Seele und Leib sind demnach eins und untrennbar. Die “Scheinwelt” des Dualismus “löse sich auf, wenn man sie durchschaute”. Dieser Ansatz hat schon etwas atheistisches an sich. Der Dualismus hingegen betrachtet das Dasein metaphysisch getrennt in Geistwelt (oder spirituelle Welt) und materieller Welt. Beispiele hierfür sind die Samkhya-Philosophie.
Die “Anatta”-Lehre des Buddhismus geht einen ganz anderen Weg und bestreitet die Existenz einer Seele. Demnach hat jeder Mensch zwar ein persönliches und individuelles Bewusstsein, jedoch kann dieses den Tod nicht überdauern. Den Kreislauf der Wiedergeburt begegnet lediglich eine unpersönliche, vage Ansammlung mentaler Eigenheiten. Die Sikh sehen die Seele als einmalige Inkarnation, welche nicht wiedergeboren wird, noch ins jenseits geht. Sie existiert über einen Lebenszeitraum und wird danach wieder zu einem Bestandteil Gottes.