Bewegen nach Runen
Viele Jahre war das sogenannte Runenyoga als antisemitisch und rassistisch verschrien, weshalb es auch heute nicht in allen Kreisen von negativen Vorurteilen befreit ist, sich nach Runen zu bewegen. Doch wie kommt es, dass eine Form der Meditation als rechts bezeichnet und mit Rassendenken in Verbindung gebracht wird? Um das zu verstehen, muss zunächst erklärt werden, wie Runenyoga, auch Runengymnastik, entstand und wie diese spezielle Meditationsform funktioniert.
Siegfried Adolf Kummer und Friedrich Bernhard Marby, zwei deutsche Esoteriker, entwickelten Anfang des vergangenen Jahrhunderts die sogenannte Runengymnastik. Hierfür verbanden sie Elemente der bestehenden Meditationsarten wie Yoga mit der hierzulande bekannten Freikörperkultur und antisemitischem Gedankengut. In dieser ersten Zeit gaben die Erfinder fälschlicherweise an, dass Yoga an ihre Runengymnastik angelehnt sei und nicht umgekehrt. Außerdem war die neue Form der Bewegungen der weißen Rasse vorbehalten und sollte diese gegenüber anderen abgrenzen.
Erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Runenyoga in einem neutralen Kontext aufgegriffen, um diese Meditationform einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Die Grundidee der beiden ursprünglichen Erfinder blieb hierbei bestehen. So werden bis heute Runen als Vorschriften für bestimmte Körperhaltungen, -positionen und Bewegungsabläufe verstanden. Diese durch Runen vorgegebenen Bewegungen und Stellungen sollen Körper und Geist kräftigen und speziell die selbstheilenden Fähigkeiten des praktizierenden Menschen anregen und verbessern.
Während die Meditationseinheiten in der ursprünglichen Form nach Marby und Kummer mit teilweise antisemitischen Mantras verbunden wurde, sind diese rassistischen Sprechgesänge heute schon lange nicht mehr zu finden. Das Ziel der Stärkung von Körper und Geist steht alleine im Mittelpunkt der von Runen geleiteten Meditation und es gilt für jedermann, egal wer es praktiziert, zu sich selbst zu finden und sich selbst durch die Meditation zu heilen. Heute wird Runenyoga in der Regel als eine abgewandelte Form des klassischen Yoga verstanden.